Durchschnitt.

Atmen.

Ahhh.

Keine Angst. Wir wollen Ihnen nicht die Spitzenleistung ausreden. Wir wollen Sie nur dazu überreden – nein: wir möchten Sie davon überzeugen –, dass es eines ganz gewiss nicht braucht: Immer »Spitzen zu leisten«. Was immerzu spitz(e) sein muss, stumpft irgendwann ab. Meistens sogar eher früher als eher später. Nichts ist für eine solche Anforderung »hart« genug. Und niemand sowieso nicht. (War das jetzt eine doppelte Verneinung? Na, Sie wissen schon, wie wir's meinen.)

Nie nachlassen? Immer weiter machen? Immer die/der Beste sein? Immer Spitzenleistung abrufen? Sorry, aber: Vergessen Sie's, zumindest für den Augenblick. Es kann enorm entlastend, entspannend sein, sich einmal bewusst auf »Mittelmaß« zu stutzen. Vielleicht überraschend: Viele Sportler tun das. Sie wissen – nein: viele von ihnen wissen –, wie sie ihre Kräfte dosiert einsetzen können. Und müssen. Manche tun das so konsequent (und klug), dass (dümmere) Beobachter schon anfangen zu zweifeln: Das wird ja nie was. Oder: Ist auch nicht das, was sie/er mal war. Und dann sind sie plötzlich da. Oder wieder da. Weil sie die Kraft haben. Aber auch, weil sie gelernt haben, »Mittelmaß« zu sein. Weil sie gelernt haben, zu wissen, wie es sich anfühlt (gar nicht schlimm). Weil sie gelernt haben, nicht auf der Flucht davor sein zu müssen, das Gefühl »Mittelmaß« einmal wirklich erleben zu müssen – einmal wirklich »Mittelmaß« zu sein. Das ist klug: »Mittelmaß« trainingsweise; entspannungsweise; zum Durchatmen; zum Luftholen. So geht Erfolg, dauerhafter, leistbarer. Übrigens auch: Gesünder.

Das Bild zeigt einen Ausschnitt und eine Momentaufnahme aus »Measuring the Universe«, einer Kunstaktion des 1966 geborenen slowakischen Künstlers Roman Ondák. Im Rahmen seiner Präsentation im New Yorker Museum of Modern Art konnten die Besucherinnen und Besucher ihre Körpergröße entlang der Wände der Ausstellungsräume eintragen. Überdeutlich zu sehen: Die durchschnittliche Körpergröße der Besucherinnen und Besucher, die bei der Aktion mitgemacht haben.

Ahhh! To be – for once – average!

Wahrscheinlich geht es grundsätzlich nicht darum, sich zu vergleichen. Sondern — sich zu finden?

»Mein Gedanke war immer: Seid so, wie ihr seid. Das gibt euch selbst das Maß.«

Wolfgang Rihm
Komponist